Sind Streulicht und Lichtverschmutzung unvermeidlich?

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Typische Beleuchtung einer Sportanlage: Selbst die weit entfernten Leuchten auf dem hinteren Spielfeld dieses Doppel-Fussballplatzes stechen aufgrund ihres Streulichtanteils als gleissend helle Punkte hervor, und dies auch noch weit abseits der zu beleuchtenden Spielfläche.

Leider sieht es bei fast allen auf LED umgerüsteten Beleuchtungsanlagen keineswegs besser aus !

 

Im letzten Beitrag haben wir uns mit dem Aufbau von Aussenleuchten mit höherem Lichtstrom beschäftigt. Je grösser der Lichtstrom der Leuchte, desto wahrscheinlicher trifft man auf immer die gleiche Anordnung: Leiterplatte mit LEDs in einigem Abstand, darüber eine Optikplatte mit symmetrischen oder asymmetrischen Optiken, je eine pro LED. Man sieht auch Modelle, bei denen mehrere derart aufgebaute Module in einer Leuchte vereint werden, beispielsweise bei der Beleuchtung von Sportplätzen oder grossen Freiflächen.

Der ganz wesentliche Nachteil dieser Bauweise ist neben dem grossen Bauraum und der damit verbundenen Windlast, dass in erheblichem Mass Streulicht erzeugt wird, das die Leuchte unbeeinflusst von der vorgesehenen Optik und damit unkontrolliert in alle - möglichen - Richtungen verlässt. Dies führt zu den folgenden, unerwünschten Effekten:

  • Licht wird abgestrahlt in Richtungen, die eigentlich von der optischen Auslegung her nicht erforderlich sind
  • Die Lichtquelle ist daher auch aus diesen Richtungen wahrnehmbar (z.B. Strassenleuchten abseits und quer zur Strasse: "Lichterketten", Sportplätze aus grosser Entfernung, Aussenbeleuchtung von Industrie- und Lagergebäuden)
  • zum Teil massive Lichtverschmutzung durch die mangelhafte Abgrenzung der beleuchteten Flächen
  • die lichtabgebende Fläche wird als das bei weitem hellste Objekt im Sichtfeld wahrgenommen
  • dies führt zu Ablenkung, schlechterer Adaptation des Auges an die tatsächlichen Lichtverhältnisse, damit zu Blendung und reduzierter Wahrnehmbarkeit relevanter Objekte

Die Betreiber von Beleuchtungsanlagen und die Benutzer sollten sich nicht einreden lassen, dass alle diese negativen Begleiterscheinungen unvermeidlich seien und daher in Kauf genommen werden müssten. Aus physikalisch - optischer Sicht ist dem nämlich nicht so! Tatsächlich treten diese sehr unangenehmen Wirkungen nur auf, weil die oben und im letzten Beitrag besprochene typische Konstruktion der Lichtquelle nicht die technischen Möglichkeiten der LED-Technologie ausschöpft. Moderne Autoscheinwerfer beispielsweise erreichen wesentlich höhere Kontrastwerte, angegeben als Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit des Abstrahlwinkels. Würde diese Performance auf die Beleuchtung von Strassen und Plätzen übertragen, wäre das oben angesprochene Problem des Streulichts bereits erheblich reduziert.

Es ist übrigens nicht sinnvoll, sich von hohen Effizienzwerten (Lumen pro Watt) leiten zu lassen, wenn es um Aussenbeleuchtung geht. Denn gerade auf Effizienz getrimmte Leuchten steuern tendenziell das Licht weniger gut, entsprechend geht mehr Licht in unerwünschte Richtungen. Daher unser Ratschlag an die Gemeinden, Sportvereine, Unternehmensverantwortlichen: Sie entscheiden über die Installation einer Beleuchtung, die dann über viele Jahre und Jahrzehnte die Art und Weise bestimmen wird, wie Ihre Gemeinde, ihr Sportplatz, ihr Industrieobjekt von aussen wahrgenommen wird. Lassen Sie sich die Leuchten, die bei Ihnen installiert werden sollen vorführen, und bewerten Sie sie nach ihrer Wahrnehmbarkeit und Sichtbarkeit von ausserhalb der von ihnen zu beleuchtenden Fläche. Im Idealfall sollten die Leuchten überhaupt nicht direkt sichtbar sein abseits der zu beleuchtenden Fläche! Sind sie es doch, und kommen Ihnen die Leuchten gar gleissend hell vor, dann sollten Sie Ihre Entscheidung noch einmal überdenken.

Wir zeigen Ihnen, wie Sie zu besseren Lösungen gelangen. Sprechen Sie mit uns!

© cenogent, 5.3.2018